Natur- & Landschaftsschutz

Der Elbe-Havel-Winkel besitzt besonders auf Grund seiner Bedeutung als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für Wat- und Wasservögel großflächigen Schutzstatus. So wurde 1978 das rund 5.800 ha große Deichvorland beiderseits der Havel zwischen Hohennauen und Havelberg in den heutigen Ländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg auf Grundlage der UNESCO-Konvention als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung (RAMSAR-Gebiet) „Untere Havel“ ausgewiesen. Der in Sachsen-Anhalt liegende Teil des RAMSAR-Gebietes ist auch als Important Bird Areas (IBA) sowie als EU-Vogelschutzgebiet benannt. Als letzteres fällt das Gebiet zugleich in den Geltungsbereich der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie) der EU.
Das Haveldeichvorland besitzt als Lebensraum vieler auentypischer Tier- und Pflanzenarten sowie als Rastplatz für Zugvögel, wie Gänse, Kraniche, Schwäne, Limikolen und Enten, eine besondere Bedeutung. Extensiv genutztes Grünland bildet mit eingestreuten Feuchtwiesen, Ufersaumvegetation, Schilfröhricht, Seggenriedern, Altwässern, Flutrinnen, Schlammflächen und Gebüschen ein abwechslungsreiches Mosaik.
Eine Vielzahl bedrohter Vogelarten, wie Fischadler und Schwarzstorch, sind hier anzutreffen. Der Schutz vieler hier vorkommender Tierarten hat überregionale Bedeutung, z. B. der im Elbe-Havel-Winkel zu findenden und der FFH-Richtlinie unterliegenden Arten, u. a. Biber, Fischotter, Kammolch, Rotbauchunke, Moorfrosch und Kreuzkröte.
Die untere Havelniederung in Sachsen-Anhalt ist Teil des von der UNESCO anerkannten Biosphärenreservates „Flußlandschaft Elbe“. Dieses länderübergreifende Biosphärenreservat erstreckt sich in den Ländern Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Mit der grenzübergreifenden Unterschutzstellung des Elbelaufes in einem Biosphärenreservat soll die Auenlandschaft der Elbe, als eine über Jahrhunderte durch menschliche Tätigkeit geprägte und mit einer reichhaltigen Naturausstattung versehene Kulturlandschaft, gesichert werden.

Das Landschaftsschutzgebiet „Untere Havel“ umfasst mit etwa 287,3 km² den gesamten ehemaligen Landkreis Havelberg. Dazu gehören die Flusslandschaften der Elbe und Havel, der Nordteil der Klietzer Hochfläche und die Kamernschen und Rehberger Berge. Weiterhin das Eisrandlagengebiet des Ländchens Schollene und die nördlich von Hav elberg gelegene flache bis flachwellige Moränenlandschaft mit dem Steilabfall zur Havel. Auf den ertragsschwachen und vom Relief exponierten Standorten der Kamernschen und Rehberger Berge, des Ländchens Schollene und des östlichen Teiles der Grundmoräne nördlich Havelbergs stocken ausgedehnte Kiefernforste. Sie werden nur kleinflächig von Laubholzbeständen unterbrochen. Die großen, zusammenhängenden Waldgebiete weisen ein hohes Erholungspotential auf.

In den Übergangsbereichen zwischen den Hochflächen und der Flussaue, so in den Räumen Havelberg-Kümmernitz und Kamern-Schollene, stocken mehr oder minder großflächige Erlenbruchwälder. Besonders im Havelberger Raum weisen sie noch ausreichende Vernässungen in den Winter- und Frühjahrsmonaten auf. Niedermoorgebiete werden teilweise wiedervernässt. Die Niedermoore bei Ferchels und Neuschollene weisen noch Reste einer artenreichen Grünlandvegetation auf. Kleinräumig findet man im Deichhinterland solche ehemals niederungstypischen Landschaftselemente, wie kopfweidenbesäumte Gräben, Kleingewässer, Heckenreihen und kleinere Laubwaldbestände.

Die weite, kaum zerschnittene Kulturlandschaft bietet als Nahrungs- und Lebensraum den unterschiedlichsten Tierarten Platz. So nutzen Scharen nordischer Gänse und Schwäne sowie die im Herbst rastenden Kraniche die Äcker als Nahrungsflächen. Der Elbebiber und der Fischotter wurden als regelmäßig vorkommend nachgewiesen. Erwähnenswerte Biotope im elbenahen Bereich des LSG sind offene Sanddünen, Sandtrockenrasenflächen und als „Werder“ bezeichnete Flussdünen. Letztere weisen zum Teil Hartholzauenreste im Überflutungsbereich auf.

Das Naturschutzgebiet „Schollener See“ steht seit langem, insbesondere aufgrund seiner ornithologischen Bedeutung, im Mittelpunkt der Schutzinteressen. Schon 1934 wurde eine „schwimmende Insel“ im Schollener See als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Der See weist einen breiten Verlandungsgürtel aus Röhricht, Grauweidengebüsch und Erlenbruchwaldresten auf. Die Röhrichtbestände sind nicht nur als Ufersaum, sondern auch flächig über weite Teile des Sees und als schwimmende Inseln ausgebildet. Seit Jahrzehnten wird aus dem See Heilschlamm (Pelose) gefördert. Der ökologische Zustand des Sees hat sich durch die zunehmende Eutrophierung und Verlandung in den letzten 30 Jahren verschlechtert.
Im Naturschutzgebiet „Jederitzer Holz“ stocken unterschiedliche Waldgesellschaften. Den größten Teil nimmt ein Hartholzauenwald mit üppiger Strauchschicht ein. Die Übergangsbereiche zu den nassen Senken ist durch einen Erlen-Eschenwald geprägt. In den tiefsten Lagen stockt Erlenbruchwald.
Das Naturschutzgebiet „Stremel“ ist ein von zahlreichen Altarmen der Havel durchzogenes und mit ausgedehnten Röhrichten und Großseggenriedern sowie von eingestreuten kleinflächigen Baum- und Strauchweidenflächen geprägtes Areal. Der „Stremel“ bildet einen repräsentanten Ausschnitt eines häufig überfluteten und aus der regelmäßigen Wiesennutzung entlassenen Niederungsgebietes der Havel. Als Brut- und Rastgebiet vieler Vögel und Lebensraum des Bibers ist dieses Naturschutzgebiet besonders wertvoll.
Ebenfalls im Elbtal in unmittelbarer Nähe zur Havelniederung befinden sich die Tonabgrabungen Havelberg-Sandau. Beeinflusst durch die periodischen Hochwässer der Elbe hat sich ein reich strukturiertes, durch Nutzungen kaum beeinträchtigtes Feuchtgebiet entwickelt, welches zukünftig als Naturschutzgebiet geschützt werden soll.
Weitere Informationen können Sie bei der Naturwacht Ferchels, die eine ständige Ausstellung und Naturlehrpfade unterhält und beim Förderverein “Naturschutz im Elb-Havel-Winkel e.V.” erhalten.