Havelberg blüht auf: 53 500 Frühblüher lassen Stadt und Ortschaften erstrahlen

Bunte Farbinseln, summende Insekten und ein Stadtbild, das schon im frühen Frühjahr zum Blickfang wird – die Hansestadt Havelberg hat auch in diesem Jahr ein starkes Zeichen für Artenvielfalt und Gemeinschaft gesetzt. Insgesamt 53 500 Frühblüher werden in der Kernstadt und den Ortschaften gepflanzt. Was einst als kleines Versuchsfeld begann, ist heute ein breites Gemeinschaftsprojekt mit großer Strahlkraft.

Ein kleines Experiment wird zur Erfolgsgeschichte
Mittlerweile ist es zu einer festen Tradition geworden, dass im Herbst mehrere zehntausend Frühblüher in der Hansestadt Havelberg und ihren Ortschaften gesetzt werden – in diesem Jahr sogar 53 500.
Amtsleiter André Gerdel erinnert sich gut an die Anfänge: „Nach der BUGA, als die große Blütenpracht allmählich verblasste, suchte man nach einer Möglichkeit, trotz knapper Mittel wieder Farbe ins Stadtbild zu bringen. Die erste kleine Versuchsfläche an der Sandauer Brücke sorgte unmittelbar für positive Rückmeldungen – viele Bürgerinnen und Bürger wünschten sich damals eine Ausweitung des Projekts.“ Die Frühblüher – Krokusse, Narzissen und Tulpen – bieten Bestäubern wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen den ersten Nektar des Jahres, genau in einer Phase, in der das natürliche Angebot noch gering ist. Gleichzeitig verschönern sie das Stadtbild und machen Havelberg bereits im zeitigen Frühjahr farbenfroh.

Ortschaften packen kräftig mit an
Auch in den Ortschaften ist die Beteiligung groß: Mindestens 1000 Zwiebeln pro Ort werden gesetzt, viele Vereine steigern diese Zahl eigenständig. Gerdel sagt, dass in den Ortschaften nicht nur für die Insektenvielfalt etwas getan werde. Wer mitanpacke, stärke immer auch das soziale Miteinander – und genau das sei dort gelebte Praxis.

Wohnungswirtschaft und Stadt starten gemeinsames Projekt
Zum 10-jährigen BUGA-Jubiläum entstand die Idee, weitere Akteure einzubinden. Schnell zeigte sich, dass beide großen Wohnungsunternehmen der Stadt – die Havelberger Wohnungsgenossenschaft (HaWGe) und die Havelberger Wohnbau GmbH – großes Interesse daran hatten, ihre Wohnumfelder ökologisch weiterzuentwickeln und sich aktiv einzubringen.

Für das Jahr 2025 fiel die Wahl auf die Lindenstraße, in der beide Unternehmen Wohnungsbestände mit angrenzenden Grünflächen haben. Gemeinsam mit öffentlichen Grünbereichen ergibt sich dort ein zusammenhängender Straßenzug, der sich ideal für ein gemeinschaftliches Projekt eignet.

Für Thomas Pantel, den kaufmännischen Leiter der Stadtwerke und Wohnbau GmbH, war die Beteiligung selbstverständlich.
„Unsere Beteiligung an der Aktion war uns eine Herzensangelegenheit. Durch die Pflanzungen entstehen Blühbereiche, die als Trittsteine für Bestäuber dienen. Gleichzeitig verbessern sie das Wohnumfeld und fördern die ökologische Verantwortung.“

Ähnlich sieht es die HaWGe, die das Projekt als Gewinn für ihre Mitglieder bewertet. Nicole Görn betont:
„Als Wohnungsgenossenschaft ist es uns ein großes Anliegen, das Wohnumfeld unserer Mitglieder kontinuierlich zu verbessern. Die Aktion ‚Havelberg blüht auf‘ schafft ein freundlicheres und einladenderes Stadtbild. Wir möchten damit ein Zeichen setzen für mehr Lebensqualität, ökologische Verantwortung und ein gemeinsames Miteinander in unserer Stadt.“

Gerdel blickt bereits voraus: „Wenn das Projekt in der Lindenstraße gut angenommen wird, haben wir uns schon darauf verständigt, 2026 weitere gemeinsame Pflanzaktionen ins Auge zu fassen.“

Frühblüher als Teil der Umweltbildung
Ein wichtiger Baustein der Aktion ist die Einbindung der jüngsten Havelbergerinnen und Havelberger. Jedes Jahr erhalten Kitas und Horte rund 1000 Zwiebeln, die gemeinsam mit Kindern, Eltern und Erziehern gesetzt werden. So erleben die Kinder unmittelbar, wie Natur funktioniert, und können im Frühjahr die Früchte ihrer eigenen Arbeit bestaunen.

Diese Maßnahme fügt sich auch in die enge Zusammenarbeit mit der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe ein: „Unsere Einrichtungen sind Biosphärenkitas und profitieren von den vielfältigen Umweltbildungsangeboten – etwa durch das Haus der Flüsse. Dort wird Wissen nicht nur vermittelt, sondern erlebt. Das ist ein echter Mehrwert für die Kinder und für unsere Stadt.“

WWF bringt weitere Impulse für die Artenvielfalt
Auch der WWF ist seit Jahren ein enger Kooperationspartner der Hansestadt. Florian Lauer, Projektmanager im BROMMI-Projekt des WWF, sagt: „Im Rahmen des Projektes haben wir auch dieses Jahr mit 7000 Frühblühern dazu beigetragen, Havelberg bunter und insektenfreundlicher zu machen. Die Blausterne stärken die Nahrungsgrundlage für bestäubende Insekten im zeitigen Frühjahr und sind besonders wichtig für Hummeln. Sie sind ein wichtiger Baustein unserer Kooperation mit der Hansestadt Havelberg.“

Zudem wurden der Stadt durch den WWF 20 Obstbäume zur Verfügung gestellt, die der Bauhof an geeigneten Orten im Stadtbild verteilte.

Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt des Bundesamtes für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz und Naturschutz gefördert.

„Die Zusammenarbeit im BROMMI-Projekt hat die Sicht auf das städtische Grün verändert. Die Stadt möchte solche Flächen dort entwickeln, wo es sinnvoll möglich ist. Blühwiesen wirken nicht immer ordentlich, sind aber ein wichtiger Schritt hin zu mehr Biodiversität. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Akteure, den Bürgerinnen und Bürgern zu erklären, warum diese ‚natürlicheren‘ Bereiche so wertvoll sind“, so der Amtsleiter. 

Blick nach vorn: Ein fester Termin im Jahreslauf?
Für die Zukunft plant die Hansestadt, die Frühblüheraktion dauerhaft zu verankern. Denkbar wäre ein regelmäßiger Pflanztag mit Freiwilligen, Vereinen, Organisationen wie bspw. den Junior Rangern und engagierten Bürgerinnen und Bürgern – als gemeinsamer Termin im Jahreslauf.

Bürgermeister Mathias Bölt lobt das breite Miteinander in der Stadt. Er hebt hervor, dass es alles andere als selbstverständlich sei, wie eng in Havelberg Vereine, Institutionen, Wohnungswirtschaft und Bürgerschaft zusammenarbeiten. Aus seiner Sicht zeigt die große Resonanz, dass die Verbindung von Natur- und Umweltschutz mit der Verschönerung von Stadt und Ortschaften ein Modell mit Vorbildcharakter ist.